Schlaflosigkeit könnte erklären, warum Erwachsene mit ADHS-Merkmalen laut einer neuen Studie der University of Southampton und des Netherlands Institute of Neuroscience über eine geringere Lebensqualität berichten. Tatsächlich gibt mindestens jeder vierte Mensch mit Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) an, an einer Schlafstörung zu leiden, wobei Schlaflosigkeit am häufigsten auftritt. Die Studie wurde in BMJ Mental Health veröffentlicht.
ADHS-Merkmale mit schwereren Depressionen, schwererer Schlaflosigkeit und einer geringeren Schlafqualität verbunden
Die drei Kernsymptome von ADHS umfassen eine geringe Aufmerksamkeit, Hyperaktivität, und eine ausgeprägte Impulsivität. Betroffene Erwachsene fühlen sich oft rastlos, haben Schwierigkeiten mit Stress umzugehen, und können sich schlechter auf neue Situationen einstellen. Auch Stimmungsschwankungen und eine höhere Risikobereitschaft können typisch sein.„Unsere Ergebnisse zeigen einen Zusammenhang zwischen ADHS-Merkmalen, der Schwere der Schlaflosigkeit und einer verminderten Lebenszufriedenheit“, sagt Dr. Sarah L. Chellappa, Associate Professor für Psychologie an der Universität Southampton und leitende Autorin der Forschungsarbeit. „Wir wissen, dass Schlafstörungen neurobehaviorale und kognitive Systeme beeinträchtigen können, darunter die Aufmerksamkeit und die Emotionsregulation. Gleichzeitig können Schlafstörungen durch ADHS-bedingte Impulsivität und Hyperaktivität entstehen, was auf einen sich verstärkenden Kreislauf zwischen Schlafstörungen und ADHS hindeutet.“
Forscher der University of Southampton und des Netherlands Institute for Neuroscience (Prof. Eus Van Someren) untersuchten Daten aus dem Netherlands Sleep Registry, einer Online-Umfrage mit mehr als zehntausend erwachsenen Teilnehmern. Das Team analysierte die Antworten von 1.364 Teilnehmern, die Fragen zu ADHS-Merkmalen, Schlafstörungen, circadianen Faktoren, Depressionen und Lebensqualität beantwortet hatten. Sie fanden heraus, dass ADHS-Merkmale mit schwereren Depressionen, schwererer Schlaflosigkeit, geringerer Schlafqualität und einer Präferenz für späteres Zubettgehen und Aufstehen verbunden waren.
Gezielte Behandlungsmöglichkeiten
Sowohl ADHS als auch die Schwere der Schlaflosigkeit waren Vorhersagefaktoren für eine geringere Lebensqualität, wobei die Analyse darauf hindeutete, dass Schlaflosigkeit der potenzielle Zusammenhang in dieser Assoziation war. „Erwachsene mit ADHS-Merkmalen neigen möglicherweise eher zu schlechter Schlafqualität, Schlaflosigkeit und schlechter Laune, was allesamt zu einer geringeren Lebenszufriedenheit führt“, sagt Professor Samuele Cortese, Mitautor der Studie und ebenfalls von der Universität Southampton. Es sind weitere Untersuchungen erforderlich, um diese komplexen Zusammenhänge zu verstehen. Durch ein besseres Verständnis könnte man Behandlungsmöglichkeiten aufdecken, die die Lebensqualität von Menschen mit ADHS verbessern. Beispielsweise könnte die gezielte Behandlung von Schlafstörungen bei Personen mit ausgeprägteren ADHS-Merkmalen durch kognitive Verhaltenstherapie oder Schlafrestriktionstherapie dazu beitragen, ihre Lebensqualität zu verbessern.